Da die Corona-Infektionsraten in Bulgarien weiter rapide ansteigen, wird das Land ab 24.10.2021 von der Bundesregierung und dem Robert Koch-Institut (RKI) wieder als Hochrisikogebiet eingestuft.
Bulgarien steckt derzeit mitten in einer vierten Corona-Welle. Das Land weist mit fast 23.000 Toten eine der höchsten Todesraten weltweit auf. Gleichzeitig hat es eine der niedrigsten Impfraten der EU - nur 24 Prozent der Bulgaren sind vollständig geimpft. Wer nicht vollständig gegen das Virus geimpft oder von COVID-19 genesen ist und aus einem Hochrisikogebiet nach Deutschland einreist, muss für zehn Tage in Quarantäne und kann sich erst nach fünf Tagen mit einem negativen Test davon befreien. Bisher galt dies schon für die EU-Mitglieder Rumänien, Litauen und Slowenien.
Gesundheitsminister Stoytscho Kazarow sagte dem Fernsehsender Nowa falls es nicht gelinge, die Infektionsrate in zehn bis 15 Tagen in den Griff zu bekommen, werde es "enorme Probleme" geben sowie, dass "unsere Kapazitäten bei Personal und Beatmungsgeräten sind praktisch erschöpft" seien. Da das Land mittlerweile keine freien Beatmungsgeräte mehr freut hat, werde man Hilfe auf dem Ausland beantragen. so der Minister Kazarow weiter. Die Regierung sei bereits mit der EU im Gespräch über die mögliche Verlegung von Patienten in andere Länder.
Bulgarien hat die tiefste Impfquote der EU
Geimpfte Personen (in Prozent der Bevölkerung) und verabreichte Impfdosen (auf 100 Einwohner), ausgewählte Länder:
Obwohl es weder einen Mangel an Impfstoffen noch an Impf-Standorten (in Sofia kann man sich auch am Wochenende in Einkaufszentren impfen lassen) gibt, so läuft die Impfkampagne einfach nicht an. Übrigens: Ob Impfquote, Bildungsgrad, Lebenserwartung oder Teenager-Schwangerschaften: Die Roma, oftmals eine in einer Parallelgesellschaft lebende Minderheit, schneiden übrigens bei allen sozioökonomischen Indikatoren einschliesslich der Impfquote am schlechtesten in Bulgarien ab.rn die Bürger immer egal waren. Ob Löhne und Renten zum Überleben reichen, hat nie jemanden interessiert und nun soll sich die Regierung plötzlich um das Wohl seiner Bevölkerung scheren - das macht misstrauisch und das Misstrauen in Bulgarien gegen den Staat ist groß: Laut der letzten EU-Umfrage diesen Sommer vertrauten 22 Prozent der Bulgaren der Regierung und sogar nur 15 Prozent dem Parlament.
Obwohl es weder einenMangel an Impfstoffen noch an Impf-Standorten (in Sofia kann man sich auch am Wochenende in Einkaufszentren impfen lassen) gibt, so läuft die Impfkampagne einfach nicht an. Übrigens: Ob Impfquote, Bildungsgrad, Lebenserwartung oder Teenager-Schwangerschaften: Die Roma, oftmals eine in einer Parallelgesellschaft lebende Minderheit, schneiden übrigens bei allen sozioökonomischen Indikatoren einschliesslich der Impfquote am schlechtesten in Bulgarien ab.
Oberster Gesundheitsinspektor Angel Kuntschew im Land berät in seiner Funktion die Regierung im Umgang mit der Pandemie: "Ich weiss nicht, ob es mit der Zeit seit der Wende, mit dem Sozialismus oder mit der türkischen Fremdherrschaft zu tun hat. Auf jeden Fall nehmen die meisten Bulgaren den Staat als Feind wahr", sagt der Epidemiologe in seinem Büro in Sofia. Umso wichtiger wäre eine effektive Informationskampagne zur Covid-19-Impfung gewesen, erklärt Kuntschew weiter, doch gerade einmal 10.000 Lewa, ca. 5.000€, seien landesweit für die Aufklärungsarbeit budgetiert worden. "Wir haben 500 Millionen Lewa für Impfstoffe ausgegeben. Nur schon mit einem Bruchteil dieser Summe hätte man eine vernünftige Kampagne auf die Beine stellen können."
Stattdessen gibt das Land derzeit einen Teil seiner Vakzine weiter, weil sie abzulaufen drohen. Die Regierung spendete im August Hunderttausende von Impfdosen an Nordmazedonien, Bhutan und Bangladesh. Das vergleichsweise reiche Norwegen kaufte 100.000 weitere Präparate ab.
Die Lage im Land ist ernst und es ist anzunehmen, dass die kommenden Wochen mit weiter steigenden Zahlen zu rechnen ist. Auch ökonomisch sind die Folgen verheerend, denn die Tourismusindustrie spielt für das Land eine große Bedeutung schliesslich fahren die Gäste im Sommer gerne ans Schwarze Meer und im Winter in die Wintergebiete zum Skifahren. Unter den derzeitigen Umständen ein schwieriges Unterfangen um Touristen ins Land zu locken.
Was bedeutet Hochrisikogebiet?
Als Hochrisikogebiet werden Länder und Regionen mit einem besonders hohen Infektionsrisiko angesehen. Ausschlaggebend hierfür sind aber nicht nur die Infektionszahlen. Andere Kriterien wie das Tempo der Ausbreitung des Coronavirus, die Belastung des Gesundheitssystems oder fehlende Daten über die Corona-Lage werden ebenfalls berücksichtigt. Wer aus solchem einreist und nicht vollständig geimpft oder genesen ist, muss für zehn Tage in Quarantäne und kann sich erst nach fünf Tagen mit einem negativen Test davon befreien.
Weltweit stehen rund 70 Länder ganz oder teilweise auf der Risikoliste des RKI. Neben Bulgarien sind nun auch Kroatien, Kamerun, Singapur und die Republik Kongo hinzugekommen. Gestrichen wurden Kenia, Kosovo, Irak und Honduras.
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